Es ist das Immunsystem unserer Seele…Diese Fähigkeit ist nicht angeboren. Sie wird erfahrbar durch bestimmte Lebenssituationen…

Diese reichen von Niederlagen aller Art wie z. Bsp Misserfolgen, beruflichen Fehlschlägen, Lebenskrisen, schweren Krankheiten, Folter,  Missbrauch, Misshandlungen, Gewalt,  Armut, Krieg,  Drogen, Flüchtlingsleben,  Attentat, Entführung, Katastrophen, Unfällen, Schicksalsschlägen, Trennungen, Verlust durch Tod, Schocks und traumatischen Erfahrungen in Risikoberufen wie Feuerwehr,  Polizei, Soldaten. Meiner Ansicht nach sind auch lange Phasen der Arbeitslosigkeit und  Mobbing mit hinzuzählbar. Wenn sich betroffene Personen trotz gravierender Belastungen oder widriger Lebensumstände psychisch stabilisiert und weitestgehend gesund weiter entwickeln und sogar gestärkt daraus hervor gehen und sich neu auszurichten vermögen, spricht man von Resilienz – der seelischen Widerstandskraft.

Am 11.  April 2019 jährt sich für mich persönlich zum 13 – ten Male der Tag , an dem ich für mich mit der gemachten Unfallerfahrung aufgefordert wurde, für eine längere Wegstrecke seelische Widerstandskraft zu entwickeln und in allen möglichen Lebens und Arbeitssituationen einsetzten zu kommen. Ich möchte mit meiner hier veröffentlichten Geschichte zu meinem zurück gelegten Weg Mut machen…und zwar dafür, den Mut zu haben, das einjeder seine aktuellen Situationen ansehen, hinterfragen und verlassen kann. Das man sich eingestehen kann, damit fertig zu werden und mit Geduld, Mut, den Glauben an sich selbst, und Liebe flexible und kreative Lösungen für sich finden kann. Das man Hilfe unterwegs annimmt und erfährt und sich getraut, gelassen neue Wege einzuschlagen. Das man mit vollem Bewusstsein in unbequeme Lernstationen hinein geht, seine Komfortzone bewusst verlassen tut um sich unterwegs dabei neu zu erfahren, ohne sich dabei zu verbiegen und das Beste daraus zu machen, sich dabei liebevoll behandelt..und gestärkt daraus hervor zu gehen vermag, um seinem Weg folgen zu können.

 Am 11.  April 2006 endete für mich das frühmorgendliche aufstehen mit einem Treppensturz im häuslichen Umfeld in der Uni Klinik Mainz.

Musste ich zunächst ein paar Tage ruhig gestellt im Bett verbringen, um überhaupt erst einmal operationsfähig zu werden, habe ich erfahren dürfen wie gut es tut , sehr gute ärztliche Betreuung um sich zu haben. Das half mir, vertrauensvoll mit der Situation fertig zu werden, sie nach grosser Überforderung und ohnmächtiger Hilflosigkeit akzeptieren zu können, anzunehmen und  nach und nach zu realisieren was hier eigentlich passiert war und welche Folgen das alles haben wird. Die gestellte Diagnose war krass: Dreifachbruch des linken Sprunggelenkes, versorgt mit 1 Platte und 9 Schrauben für 1 Jahr und Volkmannscher Ausriss im Fersenbereich. Aus dieser ganzen Nummer ging ich mit Schock und Traumaerfahrung raus und einer festgestellten posttraumatischen Belastungsstörung. War das  schon eine Situation um in die Knie zu gehen, sackte ich noch um ein ganzes Stück tiefer ein, als ich die Info bekam, das so etwas auf der körperlichen und und seelischen Ebene aufzuräumen nicht in 14 Tagen erledigt ist, sondern mit allem drum und dran…wenn nichts anderes an Verletzungen dazu kommt, mit guten 7 Jahren zu rechnen sei. Diese Nachricht hat mir sehr schwer zugesetzt, denn gerade erst hatte ich mich im Oktober 2005 in die Selbstständigkeit begeben und im Februar 2006 weitere Entwicklungsschritte in der jungen Firma gelegt. Für mich stellte sich die ernsthafte Frage, ob ich die Selbstständigkeit abbreche und wieder in eine sozialversicherungspflichtige Anstellung zurückkehre, oder ob ich dem Weg der Selbstständigkeit weiterhin folgen möchte. Ich sah mir meinen Weg genau an, den ich bis hierin bereits mit für mich recht guten Ergebnissen abgelaufen war und entschied mich vertrauensvoll für den härteren Weg….

Und dieser Weg war gut gepflastert: von mehreren Operationen am linken Sprunggelenk und rechtem Knie, einer arg strapazierten seelischen Verfassung, vielen Arten von Schmerzen, Narkosen, Spritzen und Medikamenten, unzähligen Angst- und Panikmomenten, lange anhaltenden nächtlichen Aufwachmomenten weil ich im Traum fiel, weiter fiel und immer noch weiter fiel und einfach nicht am Boden ankam….vielen geweinten Tränen über die ganze Situation und darüber das der Körper hier eben nicht so kann, wie der Geist es gern will, kraftzehrenden Momenten, wo ich fast aufgeben wollte, Reha Aufenthalten und auch der  Konfrontation mit Existenzängsten.

Unterwegs erlebte ich, das Menschen in mein Leben kamen, die mir dabei geholfen haben, das ich mit Geduld, Mut und dem liebevollen Ansehen mit all den Situationen umgehen konnte und  Lösungen dazu fand, die mich in Freude und Dankbarkeit an meinen nächsten guten Schritt in Richtung zurück in ein normal lebensfähiges Leben  gebracht haben. Der Bogen reicht nunmehr vom Ärzteteam der Uniklinik Mainz, dem Ärzteteam in der Unfallchirurgischen Praxis am Brand, über Physiotherapeuten, Osteopathen, Akkupunkturen und Menschen, die mir zu lieb gewordenen Wegbegleitern geworden sind. Seit 2017 lerne ich bei meiner Trainerin, seelische Verletzungen im Herzen zu finden und aufzulösen.

Zusammen gekommen ist eine Zeit voller Prüfungen: Meine Art, mein Leben zu führen, meine Art Entscheidungen richtig zu treffen, eben  nicht immer wählen zu können zwischen Plan A,  B, oder C , sondern seiner Intuition und Wahrnehmung lernen, liebevoll zu begegnen und dieser gut zu vertrauen. meine Art meine Firma, mein Personal und meine Kunden erfolgreich zu führen und meine Art soziale Bindungen zu anderen Menschen zu führen….alles erfuhr immer wieder Prüfungen. Freundschaften standen mehr als 1 mal auf der Kippe. Menschen gingen aus meinem Leben und neue kamen hinzu….und: es war die beste Zeit dafür, um mir selber gut zuzuhören.. was  braucht mein Körper, um zu heilen und zu Kräften zu kommen und wie gelange ich durch die Wellen des Tages,  der Woche,  des Monats und des Jahres ?…was tut mir und  meiner seelischen Verfassung gut ?.. welchen Typ von Mensch möchte ich um mich haben ? …was bedeuten Freundschaften für mich ?….wieviel Zeit möchte  ich produktiv in meiner Firma arbeiten ?.. .wie gestalte ich freudvoll und angenehm meine arbeitsfreie Zeit ?….welchen Wert gebe ich Geld ?…welche Glaubenssätze bringe ich aus meinem Elternhaus mit und wie kann ich das, was ich dort gelernt und mit in mein Leben genommen habe auf diese Situationen anwenden kommen ?… Das ganze Programm hatte ich gezogen und war beschäftigt…tatsächlich länger als 14 Tage…

Ich blicke auf eine bewegte und auch bewegende Zeit zurück und erfreue mich dankbar  immer mehr daran, das ich mit dem was ich heut anders denke, mache und fühle, inzwischen immer besser am Leben wieder teilnehmen kann. Ich habe all die Zeit wohl auch gebraucht, um diese traumatische Erfahrung als Weisheit, Geschenk und grosse Chance in all seinen Facetten und seinem Weg in die Tiefe anzunehmen und abzulaufen. In all der Zeit lernte ich es geduldig auszuhalten, in ihren inneren Zusammenhängen zu fühlen und zu begreifen… und wurde im eigenen mitfühlen weicher und verständnisvoller …ich lernte, mir die Fähigkeit zu erarbeiten und zu entwickeln, die verletzten und traumatisiert verlorenen Anteile in mir aus dem Überlebens ICH Schutz Modus raus zu holen, bis hin zu verletzten kindlichen Anteilen aufzufinden, liebevoll zu integrieren und alle nachreifen zu lassen ohne mein Erwachsen sein aus dem Fokus zu verlieren…einfach gesagt: mich selber besser kennen lernen. Für mich ist es die heilige Kraft der Transformation, Selbstheilung und Wandlung.

Es hat mich nunmehr auf einen Weg gebracht, der mich in unendliche Tiefen hat eintauchen lassen und mir knallhart aufgezeigt hat, wo  ich nicht mit mir selbst verbunden bin. Ein Weg, wo ich rechts und links des Weges vieles anders und auch intensiver wahr nehme, wo ich mir abgewöhnt habe,  nur mit kleinem Blick auf die Dinge schauen zu wollen. Dankbar und rückblickend stelle ich fest, das ich damit lernen durfte, das der Blickwinkel eben manchmal gross und klein gestellt sein muss bzw. darf.

Es ist für mich eine Freude, selbst lange Wanderungen, Treppen steigen, Fahrrad fahren und tanzen gehen wieder erleben zu dürfen. Diesen doch recht einfachen Tätigkeiten messe ich nun eine andere Bedeutung bei als vorher.

In diesem Filmbeitrag der Sendereihe Planet Wissen vom WDR wird das Thema von einigen Seiten be- und angeleuchtet:

https://www1.wdr.de/mediathek/video-resilienz–was-die-seele–stark-macht-100.html